Geförderter Wohnbau in Österreich: Wie Sie Anspruch erhalten
In Österreich ist leistbares Wohnen für viele Menschen von großer Bedeutung. Dieser Leitfaden erklärt, wie geförderter Wohnbau funktioniert, welche Voraussetzungen gelten und wie der Antrag abläuft – mit nützlichen Tipps für einen erfolgreichen Start.
Der geförderte Wohnbau in Österreich ist ein wichtiges Instrument der Wohnungspolitik, das darauf abzielt, leistbaren Wohnraum für breite Bevölkerungsschichten zu schaffen. Während die Mietpreise auf dem freien Markt kontinuierlich steigen, bieten geförderte Wohnungen eine kostengünstigere Alternative. Um von diesen Vorteilen profitieren zu können, müssen Interessenten jedoch bestimmte Kriterien erfüllen und den Antragsweg kennen. Die Förderungen werden vorwiegend von den Bundesländern vergeben, was zu regionalen Unterschieden in den Anspruchsvoraussetzungen und Förderhöhen führt.
Voraussetzungen für geförderten Wohnbau in Österreich
Die grundlegenden Voraussetzungen für den Zugang zu geförderten Wohnungen sind in ganz Österreich ähnlich, unterscheiden sich jedoch in Details je nach Bundesland. Zu den wichtigsten Kriterien zählen:
- Österreichische Staatsbürgerschaft oder gleichgestellter Status (z.B. EU-Bürger mit Aufenthaltsrecht)
- Volljährigkeit und Geschäftsfähigkeit
- Einhaltung von Einkommensgrenzen, die je nach Bundesland und Haushaltsgröße variieren
- Wohnbedarf (keine andere adäquate Wohnung im Eigentum)
- Hauptwohnsitzmeldung oder beabsichtigte Hauptwohnsitzmeldung in der geförderten Wohnung
Besonders die Einkommensgrenzen sind ein zentrales Kriterium. Sie werden regelmäßig angepasst und variieren je nach Familiengröße. In Wien beispielsweise liegt die Einkommensgrenze für einen Ein-Personen-Haushalt bei etwa 47.740 Euro Nettojahreseinkommen (Stand 2023), während sie für eine vierköpfige Familie auf rund 89.480 Euro steigt.
Schritte zur Antragstellung bei Wohnbauförderstellen
Der Weg zu einer geförderten Wohnung führt über einen strukturierten Antragsprozess, der je nach Bundesland unterschiedlich gestaltet sein kann:
- Informationsbeschaffung: Kontaktieren Sie die zuständige Wohnbauförderstelle Ihres Bundeslandes oder Ihre Gemeinde.
- Vormerkung/Registrierung: In vielen Bundesländern ist eine Vormerkung bei der jeweiligen Wohnbauförderstelle oder direkt bei Wohnbaugenossenschaften erforderlich.
- Einreichung der Antragsunterlagen: Dazu gehören typischerweise:
- Ausgefülltes Antragsformular
- Einkommensnachweise aller Haushaltsmitglieder
- Meldezettel
- Staatsbürgerschaftsnachweis oder Aufenthaltstitel
- Gegebenenfalls Nachweise über besondere Bedürfnisse oder soziale Härtefälle
- Wartezeit: Je nach Region und Wohnungsangebot kann die Wartezeit zwischen wenigen Monaten und mehreren Jahren liegen.
- Wohnungsangebot: Bei positivem Bescheid erhalten Sie ein Wohnungsangebot, das Sie innerhalb einer bestimmten Frist annehmen können.
Wichtig ist, dass Sie Ihre Daten regelmäßig aktualisieren, besonders wenn sich Ihre Einkommenssituation oder Familiengröße ändert.
Finanzielle Vorteile und Mietkosten im Überblick
Geförderte Wohnungen bieten deutliche finanzielle Vorteile gegenüber Wohnungen auf dem freien Markt:
- Niedrigere Mietkosten: Durchschnittlich liegen die Mieten 20-30% unter dem Marktniveau
- Gedeckelte Betriebskosten
- Oft keine oder reduzierte Maklerprovision
- Begrenzte Mietpreissteigerungen
- In manchen Fällen Möglichkeit zum späteren Eigentumserwerb (Mietkauf)
Die konkreten Mietkosten variieren je nach Bundesland, Lage, Größe und Ausstattung der Wohnung. Beispielsweise kostet eine 70m² große geförderte Wohnung in Wien durchschnittlich zwischen 500 und 650 Euro pro Monat (inkl. Betriebskosten), während eine vergleichbare nicht-geförderte Wohnung oft 800 bis 1.000 Euro kosten würde.
| Bundesland | Durchschnittliche Miete (gefördert, 70m²) | Vergleich freier Markt | Einkommensgrenze (1-Person) |
|---|---|---|---|
| Wien | 550-650 € | 800-1.000 € | 47.740 € |
| Niederösterreich | 500-600 € | 700-850 € | 36.000 € |
| Oberösterreich | 480-580 € | 650-800 € | 37.000 € |
| Steiermark | 500-620 € | 700-900 € | 36.500 € |
| Tirol | 600-700 € | 900-1.200 € | 39.000 € |
Die genannten Preise, Raten oder Kostenschätzungen basieren auf den aktuellsten verfügbaren Informationen, können sich jedoch im Laufe der Zeit ändern. Vor finanziellen Entscheidungen wird eine unabhängige Recherche empfohlen.
Unterschiede zwischen Bundesländern und regionale Angebote
Die föderale Struktur Österreichs führt zu erheblichen Unterschieden in der Wohnbauförderung zwischen den Bundesländern:
In Wien liegt der Fokus stark auf dem Mietwohnungsbau, mit einem großen Angebot an Gemeindewohnungen und geförderten Genossenschaftswohnungen. Die Stadt Wien ist selbst der größte Wohnungseigentümer Europas.
Niederösterreich und Burgenland bieten verstärkt Förderungen für Eigenheime und Eigentumswohnungen an, während in Tirol und Vorarlberg aufgrund der Topografie und hoher Grundstückspreise besondere Fördermodelle existieren.
Die Steiermark und Oberösterreich setzen auf eine ausgewogene Mischung aus Miet- und Eigentumswohnungen mit starkem Fokus auf energieeffizientes Bauen.
Kärnten und Salzburg haben in den letzten Jahren ihre Fördermodelle reformiert und setzen verstärkt auf Sanierung und Nachverdichtung im urbanen Raum.
Bemerkenswert sind auch die unterschiedlichen Wartezeiten: Während in ländlichen Regionen oft schneller eine geförderte Wohnung verfügbar ist, kann die Wartezeit in Ballungszentren wie Wien, Graz oder Innsbruck mehrere Jahre betragen.
Rolle von Gemeinden und Wohnbaugesellschaften
Bei der Umsetzung des geförderten Wohnbaus spielen verschiedene Akteure eine entscheidende Rolle:
Gemeinnützige Bauvereinigungen (GBV) sind die Hauptträger des geförderten Wohnbaus. Diese etwa 190 Wohnbaugenossenschaften und -gesellschaften in ganz Österreich errichten, verwalten und sanieren geförderte Wohnungen nach dem Kostendeckungsprinzip ohne Gewinnabsicht.
Gemeinden fungieren oft als Grundstücksgeber und können durch aktive Bodenpolitik günstigen Wohnraum ermöglichen. Viele Gemeinden verfügen zudem über eigene Wohnungen, die sie nach sozialen Kriterien vergeben.
Landeswohnbaufonds verwalten die Fördermittel und setzen die wohnbaupolitischen Ziele der Bundesländer um. Sie sind oft erste Anlaufstelle für Förderanträge.
Die Zusammenarbeit dieser Akteure ermöglicht erst den sozialen Wohnbau in Österreich. Für Wohnungssuchende ist es daher sinnvoll, sich nicht nur bei einer Stelle zu bewerben, sondern parallel bei der Gemeinde, bei verschiedenen Wohnbaugenossenschaften und beim zuständigen Landeswohnbaufonds vormerken zu lassen, um die Chancen auf eine geförderte Wohnung zu erhöhen.
Geförderte Wohnungen bieten in Österreich eine wichtige Alternative zum teuren freien Wohnungsmarkt. Wer die Voraussetzungen erfüllt und den richtigen Antragsweg kennt, kann von deutlich günstigeren Mietkosten profitieren. Die regionalen Unterschiede machen es notwendig, sich bei den zuständigen Stellen des jeweiligen Bundeslandes zu informieren. Mit etwas Geduld und der richtigen Vorbereitung steht dem Einzug in eine geförderte Wohnung nichts im Wege – ein wichtiger Schritt zu leistbarem Wohnraum für viele Österreicherinnen und Österreicher.